Die hier behandelten Gelenkschmerzen beziehen sich auf die Gelenke der Gliedmaßen. Schmerzen der wirbelsäulennahen Gelenke werden im Kapitil „Nacken-, Rücken- und Kreuzschmerzen“ thematisiert.
Betroffen können sowohl die großen Gelenke wie Schultern, Hüften und Knie sein, aber ebenso beeinträchtigend wirken sich Schmerzen an den zahlreichen kleinen Gelenke z.B. der Finger und Zehen aus.
In der Begrifflichkeit wird zwischen Gelenkschmerz (Arthralgie), verschleißbedingten Gelenkerkrankungen (Arthrose) und entzündlichen Gelenkerkrankungen (Arthritis) unterschieden. Sind viele Gelenke betroffen spricht man von Polyarthrose bzw. Polyarthritis.
Gelenkschmerzen können als Folge von Überbelastungen, Fehlbelastungen, nach einem Sturz oder einer Verrenkung auftreten. Meist bessern sich diese Beschwerden nach Ruhigstellung oder kurz- bis mittelfristigen therapeutischen Maßnahmen.
Bei chronischer Überlastung des Gelenks oder auf Grund von verschiedenen Faktoren, die im einzelnen bis heute noch unklar sind (z.B. genetischer Disposition), treten Knorpelschäden im Gelenk auf. Diese verschleißbedingte Gelenkerkrankung wird als Arthrose bezeichnet und verläuft häufig in Schüben mit zwischenzeitlich auftretenden Entzündungsreaktionen (aktivierte Arthrose). Dabei kann sich das Gelenk überwärmt anfühlen und anschwellen mit der Ausbildung eines Gelenksergusses. In der Folge können Knochenneubildungen ums Gelenk (sog. Osteophyten) auftreten und die Gelenke in ihrer Form verändern.
Arthrosen gehören zu den häufigsten Erkrankungen, die zu einer medizinischen Behandlung, Arbeitsunfähigkeit oder Berentung führen. Mehr als 70% der Personen über 60 Jahren leiden darunter.
Davon zu unterscheiden sind entzündliche Gelenkerkrankungen (Arthritiden) auf Grund von z.B. Infektionen oder Störungen im Immunsystem wie z.B. bei rheumatischen Erkrankungen.
Ursachen
1.) Nicht-entzündlich:
Arthrose (Gelenkverschleiß)
Die Ursache von Arthrose ist nicht eindeutig geklärt. Verschleißerscheinungen der Gelenke stellen sich jedoch bei jedem Menschen mit zunehmendem Alter ein.
Zu den Risikofaktoren einer Arthrose zählen:
- starke Beanspruchung von Gelenken (z.B. durch Sport, Übergewicht)
- Fehlbelastung von Gelenken durch angeborene Fehlstellungen (z.B. Hüftdysplasie)
- abgelaufene Gelenkverletzungen oder -Entzündungen
- genetische Disposition
Polyarthrose
Dies ist eine Arhtrose mit Befall von mehr als 3 Gelenken, oft als erbliche Form mit häufigerem Auftreten bei Frauen über 45 Jahren. Überwiegend sind die Fingergelenke befallen. Es werden unterschieden die Heberden-arthrose (Fingerendgelenke), die Bouchard-Arthrose (Fingermittelgelenke) und die Rhiz-arthrose (Daumensattelgelenk).
Verletzung des Gelenks (z.B. nach Unfall oder Luxation)
Tumoren des Gelenks oder eines benachbarten Knochens
2.) Entzündlich:
Rheumatoide Arthritis („Rheuma“, chronische Polyarthritis)
Hierbei handelt es sich um die häufigste entzündliche Gelenkerkankung (1% der Bevölkerung, häufiger bei Frauen), genetisch mitbedingt, eine Autoimmunerkrankung.
Arthritis urica (Gicht)
Dies ist einer stoffwechselbedingte Gelenkerkrankung durch erhöhte Harnsäure im Blut, häfuiger bei Männern, meist die Großzehe befallen („Podagra“), selterner die Hand („Chiragra“).
Spondylitis ankylosans (M. Bechterew)
Genetisch bedingte Erkrankung, bei der die Wirbelsäulengelenke, das Iliosakralgelenk und andere Gelenke und Sehnenansätze betroffen sind. In > 70% der Fälle ist ein besonderes Gen, das HLA-B 27, nachweisbar.
In den gleichen Formenkreis gehören Arthritiden, die sich ebenfalls bei Patienten mit dem HLA-B 27-Gen nach verschiedenen Infekten des Magen-Darm- oder Urogenitaltrakts entwickeln können (sog. infektreaktive Arthritiden). Gelegentlich sind auch Entzündungen der Augen mit vergesellschaftet. Hierzu gehört auch die Arthritis nach einer Borrelienerkrankung z.B. infolge eines Zeckenbisses. Liegt die Kombination aus einer Arthritis, Bindehautenzündung und Harnröhrenentzündung vor, spricht man von einem Reiter-Syndrom.
Arthritis bei Psoriasis
Bei ca. 5 % der Patienten mit der Hauterkrankung Psoriasis tritt eine Arthritits auf, die oft die Fingergelenke eines Strahls befällt (Daktylitis). Es können aber auch das Sakroiliakalgelenk, Fußgelenke oder die Augen betroffen sein.
Infektiöse Arthritis
Jede bakterielle Infektion kann sich z.B. über den Blutweg (hämatogen) in einem Gelenk absiedeln. Dies führt meist (Ausnahme z.B. bei Diabetikern) zu einer heftig schmerzhaften Arthritis mit Eiterbildung im Gelenk. Dies stellt einen medizinischen Notfall dar, der intensiv behandlet werden muss wegen der Gefahr einer Sepsis (Blutvergiftung).
Anamnese und Diagnose
Die häufigsten Ursachen sind sicher durch Verschleiß bedingte Verän-derungen, die im Alter zunehmen. Von diesen degenerativen Ursachen müssen Gelenkerkrankungen, die auf Grund von Entzündungen entstanden sind, unbedingt unterschieden werden, da die Behandlung völlig verschieden ist. Meist ist der Unterschied sehr deutlich, so dass er auch von medizinischen Laien erkannt werden kann. Bei einer Entzündung ist das Gelenk überwärmt, bewegungs- und oft auch druckempfindlich, gerötet und häufig auch geschwollen. Die Unterscheidung, ob es sich um eine aktivierte Arthrose oder eine Arthritis handelt, kann gelegentlich auch dem Spezialisten Probleme bereiten.
Zur Diagnostik gehören neben der körperlichen Untersuchung und Funktionsprüfung eine Labor- und Röntgenuntersuchung. Manchmal muss die Diagnose aber auch mit den modernsten medizinischen Untersuchungsverfahren gestellt werden wie z.B. Kernspintomographie oder immunologische Chemie.
Entzündliche Gelenkerkrankungen gehören häufig zum rheumatischen Formenkreis; deshalb pflegen wir eine Zusammenarbeit mit den Rheumatologen der Region, besonders mit Herrn PD Dr. Feuchtenberger, der eine Praxis an der Kreisklinik Burghausen führt und häufig an unseren Schmerzkonferenzen als Experte teilnimmt. Wurde bei einem Patienten unserer Praxis, der Hinweise auf eine entzündliche Gelenkerkrankung aufweist, noch keine Diagnose gestellt, empfehlen wir eine Vorstellung in der rheumatologischen Praxis, um alle therapeutischen Möglichkeiten auszuschöpfen.
Therapieverfahren
Injektionstherapie unter Bildgebung
Wenn herkömmliche Verfahren wie Krankengymnastik oder Medikamente keine Wirkung zeigen, können Injektionen unter Bildgebung eine sehr effektive Alternative darstellen. Hierauf ist das Schmerzzentrum Inn-Salzach spezialisiert. Wir führen diese Injektionen unter Verwendung eines Röntgen-Bildwandlers durch. Die Methodik hierfür wurde von Schmerztherapeuten der International Spinal Intervention Society (ISIS) entwickelt und standardisiert.
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Konservative, nicht-medikamentöse Therapie
Bei chronischen Schmerzen gibt es einige nicht-medikamentöse Therapieformen, die sich, je nach Schmerzart, bewährt haben. Hierunter fallen die z.B. die Hauptbestandteile der sog. Multimodalen Therapie wie Physiotherapie und Gesprächstherapie.
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Individuelle medikamentöse Therapie
Für Patienten, die trotz Einsatz der oben genannten Therapieverfahren, keine ausreichende Schmerzlinderung erfahren, können hoch-technisierte Verfahren wie die Rückenmarsstimulation oder die intrathekale Pumpenapplikation eine Alternative darstellen.
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Weitere spezielle Therapieverfahren
Für jede Schmerzart gibt es spezielle Therapieverfahren wie z.B. Injektionen an schmerzauslösende Strukturen oder Infusionstherapien, die als Einzeltherapie oder im Serienverfahren schmerzlindernd wirken.
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Alternative Therapieverfahren
Einige Therapieverfahren, wie z.B. Akupunktur, sind nicht Bestandteil der Schulmedizin; ihre Wirksamkeit konnte jedoch vielfach in Studien nachgewiesen werden. Für andere Verfahren ist unter Umständen die Studienlage nicht beweisend; dennoch profitieren einige Patienten davon.
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Rückenmarksstimulation (SCS), intrathekale Therapie mit Schmerzpumpe
Für Patienten, die trotz Einsatz vieler der oben genannten Therapieverfahren, keine ausreichende Schmerzlinderung erfahren können, können, hoch-technisierte Verfahren wie die Rückenmarsstimulation oder die intrathekale Pumpenapplikation eine Alternative darstellen.